Ursprung, Begriff & Regionalität: die Geschichte vom „Strohschwein aus der Eifel“
Wenn in der Metzgerei Bensberg Schweinefleisch verarbeitet wird, dann vom Strohschwein! Lesen Sie hier was es mit dem Strohschwein auf sich hat"


Was heißt eigentlich „Strohschwein“?
Der Begriff Strohschwein ist rechtlich nicht geschützt und auch nicht markenfähig. Das bedeutet, er kann von jedem genutzt werden – die tatsächliche Bedeutung dahinter variiert also je nach Anbieter.
m Verständnis vieler Direktvermarkter ist ein Schwein dann ein „echtes Strohschwein“, wenn es auf einer dicken Wachstums-Strohmatratze schlafen konnte, viel Platz hatte und ausgelassen wühlen durfte.
Kombiniert mit gentechnikfreier, oft hofeigener Fütterung und kurzen Transportwegen entsteht ein Produkt, das Qualität, Regionalität und Tierwohl vereint.
Woher kommt die Idee und warum aus der Eifel?
Die Bewegung hin zur Haltung auf Stroh entstand als Gegenentwurf zur üblichen Vollspaltenboden-Haltung, in der Schweine auf Betonspalten leben und Mist und Gülle direkt abfließen. Diese Form ist billig, aber für das Tierverhalten nicht optimiert.
Besonders in der Eifel entstand ab den frühen 2000er-Jahren ein Netzwerk engagierter Landwirte, die die Haltung auf Stroh mit Auslauf und gentechnikfreier Fütterung verbanden. Seit etwa 2003 sind diese Betriebe unter einem regionalen Dach zusammen, das heute zur Regionalmarke EIFEL gehört.
Schon damals war klar: Mehr Tierwohl führt zu besserem Fleisch – und stärkt Kleinbetriebe in der Region für die Zukunft.
Voraussetzungen & Zertifizierungen: mehr als nur ein Label
Auch wenn es kein gesetzlich geschützter Begriff ist, gibt es heute mehrere anerkannte Programme, die klar definieren, was ein Strohschwein sein darf:
Initiative Tierwohl & Haltungsform 3: Das heißt, bei einer anerkannten Haltung muss das Schwein mindestens 40 % mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben haben, muss Tageslicht, Außenklima oder Auslauf nutzen können und auf gentechnikfreiem Futter gefüttert werden.
Diese Anforderungen machen klar: ein Tier, das unter guten Bedingungen aufwächst, wenig Stress erfährt und langsam wächst, ergibt auch qualitativ hochwertigeres Fleisch.

Warum ein Strohschwein – und was ist dran an der Aura?
Strohhaltung wird oft als „Luxusstandard” bezeichnet – vor allem weil sie teurer ist. Aber gerade dieser Mehraufwand führt zu einer Reihe von Vorteilen: Natürliches Verhalten: Schweine sind Wühler und Gruppentiere. Auf weichem Stroh können sie schmerzfrei wühlen, sich ausruhen oder kuscheln – das steigert das Wohlbefinden erheblich und senkt Aggressionen in der Herde.
Gesundheitlich klarer Vorteil: Die Haltung vermeidet harte Spaltenböden, Gelenk- und Schwanzverletzungen, und in vielen Fällen lässt sich prophylaktische Medikation vermeiden
Ökologischer Gewinn: Stroh bindet Kot fest statt ihn flüssig zu verteilen. Dieser Kompost kann als Humus genutzt werden, was das CO₂ bindet, die Böden düngt – und kein Betonboden versiegelt wird.
Warum aus der Eifel – was macht die Region aus?
Die Eifel ist eine ländliche Region mit vielen kleinen Höfen, und sie versteht sich mittlerweile als „Heimat des Strohschweins“. Die Stärkung der Regionalmarke EIFEL hat dazu beigetragen, dass Konsumenten konkret wissen wollen, wo die Tiere aufwuchsen, wie sie gefüttert und transportiert wurden.
Einige Betriebe setzen auf eigene Futterproduktion (Getreide, Stroh, gentechnikfreies Soja), kurze Schlangenketten („vom Hof zum Metzger“) und regionale Schlachtung und Zerlegung – was das Tierwohl ebenso fördert wie die lokale Wirtschaft.
